Widerstand

Politik

Widerstand

Nach der Gründung des Ein-Parteien-Systems und der politischen Polizei in den Volksdemokratien, und nachdem die UdSSR in Berlin (1953), Budapest (1956) und Prag (1968) die versuchten Aufstände unterdrückt hatte, schien kollektiver Widerstand in keiner Form mehr möglich. Statt einer organisierten Opposition gab es vorläufig nur vereinzelte Dissidenten, oft mit intellektuellem oder künstlerischem Hintergrund. Als sich in den frühen 1970er Jahren die wirtschaftliche Lage und damit auch die Lebensbedinungen in den Ländern des Ostblocks verschlechterten, stieg die Akzeptanz gegenüber westlichen Touristen. Zudem wurde es auch für bestimmte DDR-Bürger möglich, im Rahmen der Entspannungspolitik in den Westen zu reisen. Unter diesen veränderten Bedingungen war es möglich, erstmals konkrete Vergleiche zu ziehen zwischen den Lebensbedingungen und dem Grad der Freiheit besonders für die jüngeren Generationen. Je nach Land nahm der Widerstand bald eine Vielzahl von Formen an: Intellektuelle und künstlerische Bewegungen, Aufrufe und Petitionen, Samisdats, illegale Gewerkschaften und Streiks, religiöse Erneuerung oder wieder auflebender Nationalismus. Durch eine Art „Dominoeffekt" wurde dieser Widerstand verbreitet und verstärkte sich seit 1985, nach den von Michail Gorbatschow eingeleiteten Reformen in der UdSSR und seiner Ankündigung, zukünftig nicht mehr in Osteuropa zu intervenieren. Dies führte schließlich zu einem friedlichen und gesteuerten Machtwechsel in Polen und Ungarn, zu Massenaufmärschen, die das Regime in der Tschechoslowakei, Ostdeutschland und Bulgarien stürzten und zu einer gewalttätigen Revolution in Rumänien.

Themenarchiv

Der Streik am 4. November 1989 auf dem Alexanderplatz

Am 4. November 1989 brachte ein riesiger Streik auf dem Alexanderplatz in Ostberlin, der auch im Fernsehen übertragen wurde, etwa eine Million Menschen aus der ganzen DDR zusammen.

Land: Sowjetunion / Jahr:

Am 4. November 1989 brachte ein riesiger Streik auf dem Alexanderplatz in Ostberlin, der auch im Fernsehen übertragen wurde, etwa eine Million Menschen aus der ganzen DDR zusammen, um das Recht auf Meinungsfreiheit, Versammlungsfreiheit und Freiheit an sich zu fordern. Es war der größte sich gegen die Regierung richtende Streik in der Geschichte der DDR und der Höhepunkt einer Reihe großer Demonstrationen, die seit September in ostdeutschen Städten organisiert worden waren.

Untersuchung der Moskauer Helsinki-Gruppe zum Missbrauch der Psychiatrie für politische Zwecke in der UdSSR

Das Dokument zeigt den Beschluss des sowjetischen Geheimdienst KGB „antisoziale, antisowjetische, zionistische Extremisten" zu verhaften bzw. zu internieren.

Land: Sowjetunion / Jahr:

Das Dokument zeigt den Beschluss des sowjetischen Geheimdienst KGB „antisoziale, antisowjetische, zionistische Extremisten" zu verhaften bzw. zu internieren. 1977 beschloss der KGB bedingungs- wie erbarmungslos die Demonstration einer Gruppe zu niederzuschlagen, die sich gegen „missbräuchliche, politisch motivierte psychiatrische Einlieferungen“ aussprach. Diese Gruppe um den Dissidenten Dr. Alexander Podrabinek war ein Ableger der berühmten Moskauer Helsinki-Gruppe. Diese hatte sich zur Durchsetzung des Heslinki-Abkommens und damit zur Sicherung der Menschenrechte in der UdSSR gegründet. Moskau hatte das Abkommen 1976 unterzeichnet und sich entsprechend rechtlich daran gebunden. Dennoch war die unfreiwillige Inhaftierung von gesunden Menschen in psychiatrischen Krankenhäusern eine der bevorzugten Methoden des KGB, um Dissidenz einzudämmen, und damit eine eklatante Verletzung des Abkommens.

Sowjetische Dissidenten (Ein Dokument des KGB über sowjetische Dissidenten der Moskauer Helsinki-Gruppe)

Das Dokument zeigt den Beschluss des sowjetischen Geheimdienst KGB „antisoziale, antisowjetische, zionistische Extremisten" zu verhaften bzw. zu internieren.

Land: Sowjetunion / Jahr:

Das Dokument zeigt den Beschluss des sowjetischen Geheimdienst KGB „antisoziale, antisowjetische, zionistische Extremisten" zu verhaften bzw. zu internieren. 1977 beschloss der KGB bedingungs- wie erbarmungslos die Demonstration einer Gruppe zu niederzuschlagen, die sich gegen „missbräuchliche, politisch motivierte psychiatrische Einlieferungen“ aussprach. Diese Gruppe um den Dissidenten Dr. Alexander Podrabinek war ein Ableger der berühmten Moskauer Helsinki-Gruppe. Diese hatte sich zur Durchsetzung des Helsinki-Abkommens und damit zur Sicherung der Menschenrechte in der UdSSR gegründet. Moskau hatte das Abkommen 1976 unterzeichnet und sich entsprechend rechtlich daran gebunden. Dennoch war die unfreiwillige Inhaftierung von gesunden Menschen in psychiatrischen Krankenhäusern eine der bevorzugten Methoden des KGB, um Dissidenz einzudämmen, und damit eine eklatante Verletzung des Abkommens.

Ironischer Propagandafilm über die vermeintliche Unschuld der Dissidenten, die die Charta 77 unterzeichneten

Nach der Unterdrückung des Prager Frühlings begann das kommunistische Regime, Polizei, Justiz und Medien zu „normalisieren“, um dadurch den Aufstieg der Opposition durch die Unterzeichner der Charta 77 eindämmen zu können.

Land: Tschechoslowakei / Jahr:

Nach der Unterdrückung des Prager Frühlings begann das kommunistische Regime, Polizei, Justiz und Medien zu „normalisieren“, um dadurch den Aufstieg der Opposition durch die Unterzeichner der Charta 77 eindämmen zu können. Den Dissidenten gelang es aber dennoch, die Widerstandsbewegung durch Märsche, Abhandlungen und Petitionen vor allem unter den Jüngeren am Leben zu halten. Reformen in der UdSSR und die „ansteckenden" Veränderungen in den Nachbarländern (massive Flucht der Ostdeutschen, die Rückkehr der pluralistischen parlamentarischen Demokratie in Polen und Ungarn) verstärkten die Unterstützung der Bevölkerung für die Regimegegner.

Interview mit polnischen Arbeitern am 5. Tag des Streiks auf der Danziger Werft

Aufgrund einer Reihe von wirtschaftlichen Krisen sah sich Polen bereits im Jahr 1956 und in den 1970er Jahren mit Aufständen der Arbeiterklasse konfrontiert.

Land: Volksrepublik Polen / Jahr:

Aufgrund einer Reihe von wirtschaftlichen Krisen sah sich Polen bereits im Jahr 1956 und in den 1970er Jahren mit Aufständen der Arbeiterklasse konfrontiert. Da die offiziellen Gewerkschaften den Staat verteidigten, führten die Streiks zunächst zur Bildung illegaler Gewerkschaften, die von der Intelligenzija unterstützt wurden. Später gründeten sich dann auch freie Gewerkschaftsbewegungen, wie die Solidarność, die bald von einer anderen großen Kraft des Widerstands gegen die kommunistischen Behörden unterstützt wurde: der katholischen Kirche. Andere freie Gewerkschaften, die in den späten 70er Jahren in Rumänien, der DDR und der Tschechoslowakei entstanden, wurden schnell unterdrückt und ihre Anführer häufig inhaftiert.

Treffen der Gesellschaft Junger Demokraten in Ungarn

Viktor Orban, geboren 1963, Student der englischen Sprache und des Rechts, war einer der Gründer des liberalen und antikommunistischen Ungarischen Bürgerbunds Fidesz im Jahr 1988.

Land: Volksrepublik Ungarn / Jahr:

Viktor Orban, geboren 1963, Student der englischen Sprache und des Rechts, war einer der Gründer des liberalen und antikommunistischen Ungarischen Bürgerbunds Fidesz im Jahr 1988. Er vertrat vor allem jüngere Menschen, die während der Phase der Entspannungspolitik geboren waren und von denen viele studiert hatten und gereist waren, manchmal sogar in den Westen. Sowohl in Studenten- als auch in Arbeiterkreisen zweifelten viele von ihnen die offizielle Ideologie an. Einige – manchmal auch die gleichen – wendeten sich traditionellen Religionen zu, die dadurch einen gewissen Aufschwung erlebten. Andere, die des „Rowdytums" beschuldigt wurden, lebten am Rande der Gesellschaft (Rockmusik, Alkoholismus, Gewalt).

Vandalismus an der Gottwald-Statue in Bratislava

Diese Skulpturengruppe war 1980 von Tibor Barfay entworfen und auf dem Klement-Gottwald-Platz errichtet worden.

Land: Tschechoslowakei / Jahr:

Diese Skulpturengruppe war 1980 von Tibor Barfay entworfen und auf dem Klement-Gottwald-Platz errichtet worden. Klement Gottwald war Widerstandskämpfer im 2. Weltkrieg, Gründer der tschechoslowakischen Kommunistischen Partei und Anführer des Februarumsturzes von 1948, der die Machtübernahme der Kommunisten in der Tschechoslowakei zur Folge hatte. Anschließend wurde er zum ersten Präsidenten der kommunistischen Tschechoslowakei ernannt. 1950 organisierte er Repressionen gegen seine Kritiker und leitete 1952 die Prager Gerichtsverfahren zur Säuberung der Partei und damit die Hinrichtung zumeist jüdischer Parteimitglieder ein. Diese Statue war eine der ersten, die nach der Samtenen Revolution 1989 in der Tschechoslowakei zerstört wurden.

Die Übernahme des Palastes in Bukarest

Die Oppostion in Nicolae Ceaucescus Rumänien bestand aus ein paar Intellektuellen und Priestern und diese wurden von der Geheimpolizei Securitate streng überwacht.

Land: Volksrepublik Rumänien / Jahr:

Die Oppostion in Nicolae Ceaucescus Rumänien bestand aus ein paar Intellektuellen und Priestern und diese wurden von der Geheimpolizei Securitate streng überwacht. Dennoch hatten ein paar Parteimitglieder begonnen, Abstand zwischen sich und dem Diktator zu schaffen, und auch die Unzufriedenheit des Volkes wuchs zunehmend. Die gewaltsame Niederschlagung von Demonstrationen in Timisoara entfachte die Revolution, die anschließend auch Bukarest erreichte. Dort behaupteten sich die Menschenmengen eine Woche lang gegen die Streitkräfte. Im Gegensatz zu anderen Volksdemokratien, reagierte die rumänische Führung zunächst mit Gewalt auf die Aufstände.