Der Papst als Hoffnungsträger

Autor

Halina Ciborowska

Dentist
Volksrepublik Polen

Die Zahnärztin Halina Ciborowska und ihr Mann Janusz, ein renommierter Wissenschaftler, genossen gewisse Reisefreiheiten der Volksrepublik Polen und konnten daher ihren 35. Hochzeitstag 1979 in Japan verbringen. Auf dieser Reise besuchten die treuen Katholiken u. a. die Franziskanerbruderschaft in Nagasaki und freundeten sich dort mit dem aus Polen stammenden Vater Sergiusz an. Sie verabredeten mit ihm, gemeinsam am ersten Papstbesuch Johannes Paul II. in Polen im selben Jahr teilzunehmen. Die symbolträchtige Veranstaltung war entgegen der Empfehlung des sowjetischen Staatsoberhaupts Leonid Breschnew von der polnischen Regierung gestattet worden. In seiner Rede nahm der Papst nicht nur indirekt Bezug auf die Menschenrechte, sondern erklärte offen seine Solidarität mit den Streikenden der Danziger Werft und rief laut „Solidarność“ aus. Für Halina Ciborowska war das Jahr 1979 damit in vielerlei Hinsicht ein besonders schönes Jahr: Sie genoss den Aufenthalt in Japan, insbesondere in der Bruderschaft in Nagasaki. Zu ihrem 35. Hochzeitstag fühlte sie sich wie frisch verliebt. Und schließlich war der Papstbesuch ein zugleich religiöser und politischer Höhepunkt der 1970er Jahre für alle polnischen Katholiken. Den daran geknüpften Optimismus erlebte Halina ganz unmittelbar in ihrer Praxis, wo den Patienten der Zahnarztstuhl oft auch ein Beichtstuhl war, so dass sie freier über ihre politischen Ansichten sprachen.

Postkarte

Volksrepublik Polen, Niepokalanów
20.43; 52.23
Vorderseite, Autor: Halina Ciborowska
Der Papstbesuch
Der Papstbesuch 1979 weckte sichtlich hohe Erwartungen: Hier zu sehen ist u. a. Papst Johannes Paul II., sein Wappen (links), das polnische Wappen (rechts) und im Hintergrund der Petersdom. Der Text lautet: "Was wir so lange ersehnt haben, dürfen wir nun erleben."
Rückseite, Autor: Halina Ciborowska
Niepokalanów
Niepokalanów ist ein kleiner Missionsort in der Nähe von Warschau, der von dem Missionar und Märtyrer Maximilian Kolbe gegründet wurde. Später gründeten der Franziskaner-Minorit Kolbe und Pater Sergiusz auch ein Missionarskloster bei Nagasaki. 1979 kehrte Pater Sergiusz nach Niepokalanów zurück und wartete dort auf den Besuch des Papstes in Warschau.
Text
"Niepokalanow, 29. März 1979 Lieber Herr Janusz Ciberowski, ich bin endlich in meinem geliebten Polen angekommen. Wenn Sie möchten, kann ich Ihnen einen Besucht nach Ostern ab dem 20. April 1979 bezahlen. Ich bleibe bis zum 20. Juni in Polen. Ein kleiner japanischer Missionar. Pater Sergiusz (Nagasaki, Japan)"
Nagasaki-Japan
1930 begannen Pater Sergiusz und Maximilian Kolbe, gemeinsam in der Nähe von Nagasaki eine Gemeinschaft von Franziskaner-Missionaren aufzubauen. 1979 lernten die Ciberowskis und Pater Sergiusz einander dort kennen und vereinbarten, sich im selben Jahr zum Papstbesuch in Warschau zu treffen.

Persönliche Archive

Jubiläum der Technischen Universität Warschau

Rede Edward Giereks, des Ersten Sekretärs der Kommunistischen Partei

Land: Volksrepublik Polen / Jahr:

Rede Edward Giereks, des Ersten Sekretärs der Kommunistischen Partei, zum 150. Jubiläum der Technischen Universität Warschau. Janusz Ciborowski, Leiter der Fakultät für Chemotechnik, ist rechts über dem Mikrofon zu sehen.

Die Warschauer Elite

Halina Ciborowska und ihr Mann Janusz in den 1970er Jahren in Warschau.

Land: Volksrepublik Polen / Jahr:

Halina Ciborowska und ihr Mann Janusz in den 1970er Jahren in Warschau. Dank Januzs' Stellung als Fakultätsleiter an der Universität genossen Halina und er die Privilegien, die den Mitgliedern der Elite vorbehalten waren, d. h. Zugang zu seltenen Konsumgütern wie Fernsehen, Essen in teuren Restaurants und Visa für Auslandsreisen.

Kostenlose medizinische Versorgung

Halina Ciborowska in den 1970er Jahren bei ihrer Arbeit als Zahnärztin.

Land: Volksrepublik Polen / Jahr:

Halina Ciborowska in den 1970er Jahren bei ihrer Arbeit als Zahnärztin. Seit ihrer Gründung im Jahr 1952 bot die Volksrepublik Polen ihren Einwohnern kostenlose medizinische Versorgung. Doch das Gesundheitssystem hatte unter schlechten materiellen Bedingungen sowie Mangel an Personal und Einrichtungen zu leiden. Offiziell allen Bürgern zugängliche Sozialleistungen waren in Wirklichkeit abhängig von den Mitteln, die ein Unternehmen seiner Belegschaft zur Verfügung stellen konnte.

Urlaub in Świeradów

Halina Ciborowska und eine Freundin bei einem Spaziergang in Świeradów

Land: Volksrepublik Polen / Jahr:

Halina Ciborowska und eine Freundin 1981 bei einem Spaziergang in Świeradów. Świeradów, ein Badeort im Südwesten Polens, war ein beliebtes Urlaubsziel.

Zurück aus Japan

Ciborowska mit ihrem Mann kurz nach ihrer Rückkehr aus Japan.

Land: Volksrepublik Polen / Jahr:

Ciborowska mit ihrem Mann kurz nach ihrer Rückkehr aus Japan. Anlass der Reise war eine Einladung zu Vortrags- und Beratungszwecken, die ihr Mann vom japanischen Erziehungsministerium erhalten hatte. Förmliche Einladungen ausländischer Institutionen waren eine der wenigen Möglichkeiten, ein Visum für einen Auslandsaufenthalt zu erhalten.