You're in the army now!

Autor

Heiko Klöß

Elektrotechniker
Deutsche Demokratische Republik

Heiko Klöß diente als einer der letzten Soldaten in der NVA. Zum Wehrdienst einberufen wurde der gelernte Elektrotechniker aus Magdeburg im November 1988; der erhoffte Studienplatz in Berlin rückte somit ins Unbestimmte. Ohne „konkretes Feindbild“ im Bewusstsein war der 20-Jährige in der Raketenabwehr und als Fahrer des Kommandanten in Stralsund stationiert. Nachrichten über die Wende im Land erhielt er vor allem aus Briefen. Nach der Grenzöffnung am 9. November 1989 sollte die NVA sich gegen die eigenen Bürger stellen, wovon sich die Soldaten aber nicht überzeugen ließen. Noch bis Januar 1990 verblieb Klöß' Einheit an ihrem Dienstort. Die vorzeitige Entlassung aus der NVA erfolgte schließlich drei Monate vor dem offiziellen Ende. Danach ging Klöß zum Studium nach Berlin, wo er heute mit seiner Familie lebt.

Postkarte

Deutsche Demokratische Republik , Zingst
12.69; 54.45
Vorderseite, Autor: Heiko Klöß
Ostsee
Die Ostsee war ein beliebtes Urlaubsziel in der DDR. Kein Wunder also, dass das Motiv für Heiko Kloess in Kontrast zu seiner persönlichen Situation steht.
Rückseite, Autor: Heiko Klöß
Historisches Siegel
Siegel der Sattler in Mühlhausen, 1565
Farsleben
Heiko Kloess wuchs in einer Kleinstadt namens Farsleben bei Magdeburg auf.
Text
"Grüße von der Ostsee aus Zingst sendet Euch Heiko. Bei herrlichem Wetter 28°C und erfrischender Wassertemperatur 16°C war ich am Donnerstag zum ersten mal in der Ostsee baden. Es war ganz einfach wunderschön. Anschließend waren wir im Eiscafe und haben schön gemütlich Eis gegessen. Danach sind wir noch ein bißchen unseren Dienst versehen gegangen. Ich bin schon richtig braun geworden, da schon seit einigen Tagen gutes Wetter ist und ich auch Gelegenheit genug hatte, mich mit den ersten Sonnenstrahlen zu messen (diesmal mit guter Sonnencreme ganz ohne Rötungseffekte). Nächste Woche kokmme ich für 5-6 Tage nach Hause. Brief folgt! Tschüßi sagt Heiko"

Persönliche Archive

Zusammen ist alles netter

Die Grundausbildung im Rücken sendet Heiko seinen Eltern Grüße zu Beginn eines Lehrgangs in Sanitz bei Rostock.

Land: Deutsche Demokratische Republik / Jahr:

Dort sind, zu Heikos Erleichterung, zwei Kameraden aus der Grundausbildung anwesend. Auch der Unteroffizier von „damals“ ist dabei. Folglich dürften keine „so schlimmen drei Wochen“ bevorstehen. Wichtiger aber ist die Aussicht auf Urlaub zuhause.

Zukunftspläne schmieden

Abschied von der NVA. Nur noch wenige Aufgaben gibt es zu erfüllen, gleichzeitig versucht Heiko, den Weg in Richtung Studium in Berlin zu ebnen.

Land: Deutsche Demokratische Republik / Jahr:

Nur noch Weniges an Pflichtarbeit gilt es für Heiko hinter sich zu bringen. Die Eltern bittet er, ein Telegramm auf den Weg zu bringen in Sachen Studium in Berlin. Über die Armee äußert er sich sarkastisch: „Es wird eben für dich gedacht, du kannst es lassen.“ Das zeigt, dass sich Heiko in seinen Briefen annähernd „sicher“ fühlt.

Kollektiver Sehnsuchtsort

Heiko Klöß sendet den Eltern Grüße von einem Wochenende aus Zingst, an dem eine militärische Übung vorgesehen war. Doch der Sohn betont die Sonnenseite des Aufenthalts an der Ostse

Land: Deutsche Demokratische Republik / Jahr:

Heiko Klöß schreibt von einem Wochenende, an dem eine militärische Übung ansteht. In seinen Zeilen an die Eltern betont er die positiven Seiten des Aufenthalts an der Ostsee, träumt von Urlaub am Balaton. Die beliebte Urlaubsgegend bei Zingst ist den Eltern wohl vertraut. Als Mitarbeiter des Armaturenwerks in Magdeburg stand dem Vater Familienurlaub in den dortigen Ferienwohnanlagen zu.

Es lebe die Demokratisierung!

Die Sinnlosigkeit hat ein Ende, die frühzeitige Entlassung aus der Armee in die Freiheit steht unmittelbar bevor. „Ein Hoch der Demokratisierung nun eventuell doch auch in der Armee.“

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Man hört förmlich Steine von Heikos Herz fallen: Nach wochenlangem frustrierendem Zeitabsitzen als Soldat ohne Mission erfolgt endlich die Entlassung. „Ein wunderschöner Tag ist es heute für mich“ und „Ein Hoch der Demokratisierung nun eventuell doch auch in der Armee“, schreibt er seinen Eltern erleichtert und unterschreibt: „Mensch-Bürger Heiko“.

Die schönen Scheine

„Es hat sich ja einiges getan!!!“ In seinem Brief an die Eltern kurz nach der Grenzöffnung ist Heiko Klöß voller Zuversicht für bessere Zeiten in der DDR.

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„Es hat sich ja einiges getan!!!“ In seinem Brief an die Eltern kurz nach der Grenzöffnung ist Heiko Klöß voller Zuversicht für bessere Zeiten in der DDR. Kurz nach der Grenzöffnung und während der ersten Reisewelle ist Heiko Klöß ausgesprochen optimistisch: „Ganz toll“ findet er die neuen Freiheiten, besonders die 100 DM Begrüßungsgeld, die jedem DDR-Bürger in der BRD ausgehändigt wurden. Zu ersehnten Anschaffungen zählt ein unfallfreier Rasierer von Gillette. Positive Erwartungen weckt das anstehende Treffen zwischen Kohl und Krenz.

Vorsichtige Hoffnungen

Am Vortag der Grenzöffnung schreibt Heiko Klöß an die Eltern. Durch die anbrechende neue Reisefreiheit hofft er, dass alte Autos aus dem Westen preiswert zu haben sind.

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In seinem Brief an die Eltern am Vortag der Grenzöffnung äußert sich Heiko gespannt, aber sachlich über die politischen Veränderungen: „Es bleibt zu hoffen, dass auch mal Ergebnisse auf den Tisch kommen!“ Wichtig sind ihm Punkte wie die Möglichkeit, an preiswerte Autos aus dem Westen zu kommen – ältere Modelle – sowie der Gedanke daran, dass Ostautos rapide an Wert verlieren dürften.

Kämpfer ohne Mission

Heiko empfindet die Wochen nach der Wende als frustrierendes Absitzen von Zeit: „Einerseits Gerede von Neuanfang und andererseits alles beim Alten.“

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Wenige Wochen vor seiner vorzeitigen Entlassung aus der NVA steigt bei Heiko Klöß der Frust, über die unbeweglichen Mühlräder der DDR-Bürokratie. Seinen Eltern schreibt er: „Ich werde die Zeit auch hier noch sinnlos absitzen und den Scheißkarren immer tiefer helfen mit reinzufahren, anstatt das Steuer mit umzulenken.“ Wie immer bemüht er sich, bald die Familie zu sehen.

Bis an die Schmerzgrenze

er Alltag während der Grundausbildung ist hart. Heiko erzählt, dass er an seine körperlichen Grenzen stößt.

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Die Dienstzeiten enden erst spät abends, bei winterlichen Temperaturen und Schnee hilft auch dick übereinander getragene Wäsche wenig. Einzige positive Abwechslung zwischen Gefechtsausbildung und Küchendienst ist das Filmprogramm, ob „E.T.“ oder der Defa-Film „Mit Leib und Seele“.

Aller Anfang ist spannend

Heiko berichtet seinen Eltern über den Weg, der bei der Armee für ihn vorgesehen ist:

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Nach der Ausbildung zum Militärkraftfahrer wird er als Sanitäter eingesetzt, auf dem medizinischen Stützpunkt in Abtshagen bei Stralsund. Eine gewisse positive Aufregung ist seinen Zeilen anzumerken. Die Eltern bittet er extra nochmal, auch ja zur Vereidigung in der folgenden Woche zu kommen.

Hart, aber herzlich

Ein Schnappschuss, der Heiko bei blauem Himmel auf Hiddensee zeigt. Hinter ihm ist die Kultgaststätte „Fischerklause“ zu sehen:

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Eine der wenigen alt eingesessenen Lokale des Urlaubsortes. Der skeptische Gesichtsausdruck passt zum Laden, den Heiko gut kennt, seit er in Hiddensee als Rettungsschwimmer tätig war. Die Stimmung ist rau und nicht immer herzlich – es sei denn, man gewinnt das Herz der Inhaber.

Ein Hoch der Mutter

Heiko ist gerade zum Dienst zurückkehrt, nach ein paar Tagen zu Hause.

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Er bemerkt, dass die Stimmung unter den Kameraden bei Rückfahrten immer gedämpft sei, im Vergleich zu den gemeinsamen Heimfahrten. Kurz vor dem internationalen Frauentag sendet er insbesondere Grüße an die Mutter und wählt dafür eine der typischen um das bekannte Datum herum erhältlichen Klappkarten.

Verschleppte Verletzungen

Heiko ist krank geschrieben und berichtet den Eltern von einer Verletzung eines Gesichtsknochens, die er sich wohl bei einem Sturz zugezogen hat.

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Der filigrane Bruch wurde zunächst nicht ernst genommen; erst als eine Erkältung dazu kam und das Gesicht anschwellen ließ, wurde Heiko zur Behandlung ins Militärkrankenhaus nach Greifswald gebracht.