Industrie

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Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs baute die sowjetische Wirtschaft mehr als zuvor auf industrielles Wachstum. Trotz der Reformversuche während der Chruschtschow-Ära von 1953 bis 1964 verlagerten sich die offiziellen Schwerpunkte in den 1970er Jahren unter Leonid Breschnew wieder zurück zu Schwerindustrie, Verteidigung, Landwirtschaft und Energieerzeugung in Sibirien, was sie auch schon während der stalinistischen Ära waren. Die UdSSR organisierte weiterhin die Verteilung der industriellen Produktion zwischen ihr und ihren Satellitenstaaten im Rahmen des RGW (Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe), der 1949 gegründet wurde. Doch hinter der offiziellen Propaganda, die bis in die frühen 1980er Jahre fortdauerte und aus der Rückkehr zu Stachanow-Mythen und Fünf-Jahres-Plänen bestand, wurden Ende der 70er Jahre einige widersprüchliche Stimmen laut, die einen dauerhaften Rückgang der sowjetischen Produktion verkündeten. Die Einnahmen aus der Gas- und Ölindustrie konnten die Überalterung der Bevölkerung, verschwendete Energie durch technische überholte Industrieanlagen, das Wettrüsten und den steigenden Preis für die massive Einfuhr von westlicher Technologie nicht mehr auffangen. Die Notwendigkeit von Reformen wuchs mit Gorbatschows Aufstieg zur Macht im Jahre 1985. Sein Reformprogramm sah gewaltige Investitionen in die Industrie, eine Verbesserung des Produktions-Managements, gesteigerte Disziplin und, ohne es offenkundig zu benennen, die Möglichkeit der Rückkehr zu einem teilweise freien Markt vor. Eine Politik wie diese führte zwangsweise zu Außenverschuldung und einer dramatischen Erhöhung des Staatsdefizits, was die Ölpreise auf dem internationalen Markt nicht kompensieren konnten. Gorbatschow gelang es nicht, die industriellen Produktion während der Perestroika zu reformieren und die forlaufende Wirtschaftskrise begleitete schließlich den Zusammenbruch des Regimes.

Themenarchiv

Propagandaplakat für die Wiederbelebung der industriellen Produktion

„Lasst uns die Qualität verbessern und Disziplin festigen"

Land: Sowjetunion / Jahr:

„Lasst uns die Qualität verbessern und Disziplin festigen" Mitte der 1970er Jahre erlebte die sowjetische Industrie eine strukturelle Krise, deren Faktoren sich langsam bemerkbar machten: Der Zusammenbruch der Produktivität lag nicht nur an einer demographischen Krise und an alternden Maschinen und Fabriken, sondern auch an überholten zentralen Organisationsmethoden, die die Autonomie der Arbeiter einschränkten. Es fiel Gorbatschow zu, während der Perestroika ein größeres Maß an Freiheit zu gewähren, um private Initiativen bei der Reorganisation der Produktion zu fördern. Das Ergebnis dieser wirtschaftlichen Reformen war jedoch sehr begrenzt.

Poster über die Erschließung der natürlichen Ressourcen in Sibirien

„Durch den Dschungel und die Sümpfe ist es uns gelungen, zu deinem Reichtum durchzudringen, Sibirien!"

Land: Sowjetunion / Jahr:

„Durch den Dschungel und die Sümpfe ist es uns gelungen, zu deinem Reichtum durchzudringen, Sibirien!" Leonid Breschnew, der sich seit 1965 an der Spitze der UdSSR befand, versinnbildlichte nach den Chruschtschow-Jahren die Rückkehr zur Fokussierung auf die Landwirtschaft, die Schwerindustrie und die Verteidigung. Darüber hinaus wurde es 1972 notwendig, das Beste aus der „Pionierfront in Sibirien" herauszuholen. Sibirien liegt im Osten Russlands, hat drei Viertel von dessen Landmasse inne und besitzt mit seinem bitterkalten Klima beträchtliche Bodenschätze, insbesondere an Öl und Erdgas. Diese Politik trug auch dazu bei, das Image der Region zu ändern, die bis zu diesem Zeitpunkt im Wesentlichen für den Gulag und die Gefangenenlager bekannt war, die dort immer noch existierten, wenn auch nicht in so großem Umfang wie während der stalinistischen Ära.

Fernseher bereit für die Auslieferung in die Läden

Obwohl es in den 1980ern Jahren in den meisten Haushalten einen Fernseher gab, waren die meisten von ihnen schwarzweiß, veraltet und konnten außerdem implodieren.

Land: Sowjetunion / Jahr:

Obwohl es in den 1980ern Jahren in den meisten Haushalten einen Fernseher gab, waren die meisten von ihnen schwarzweiß, veraltet und konnten außerdem implodieren. Trotz bestehnder Vorräte war der Vertrieb aus Sicherheitsgründen kompliziert. Wie bei dem Automobilsektor vor 20 Jahren wandte sich die UdSSR an ausländische Hersteller, darunter die französische Firma Thomson, um Fernseher von besserer Qualität herzustellen.

Poster über die industrielle Planung

„Die Pläne der Partei sind auch meine Pläne"

Land: / Jahr:

„Die Pläne der Partei sind auch meine Pläne" Wie seine Vorgänger erneuerte Leonid Breschnew, der von 1964 bis 1982 regierte, die Idee der industriellen Planung, die die Grundlage der sowjetischen Wirtschaft war. Nach Chruschtschows Zeit der Reformen, schlug Breschnew einen eher konservativen Kurs ein. Dieser basierte auf reaktionären Konzepten, die auf den Patriotismus und die wesentliche Rolle der Arbeiter konzentriert waren, die hinter der Parteipolitik standen. Der 10. Fünfjahresplan (1976-1980) richtete daher das Augenmerk auf die Produktion und den Export von natürlichen Ressourcen, so dass westliche Maschinen und Technologien importiert werden konnten.

Energiespar-Kampagne in den späten 80er Jahren

„Lasst uns am Arbeitsplatz und zu Hause etwas kürzer treten."

Land: Sowjetunion / Jahr:

„Lasst uns am Arbeitsplatz und zu Hause etwas kürzer treten." Die Engpässe in der Energieversorgung, der die UdSSR von 1986 bis 1987 ausgesetzt war, hatte im Wesentlichen zwei Ursachen: Zum einen sank die Produktion, weil Öl- und Gasförderung in Sibirien immer teurer und komplizierter wurden und die Tschernobyl-Katastrophe von 1986 vorübergehend den Bau neuer Kernkraftwerke verlangsamte, was eine Steigerung der Stromproduktion verhinderte. Zum anderen zwangen die niedrigen Ölpreise auf dem internationalen Markt die UdSSR, den eigenen innerstaatlichen Verbrauch zu reduzieren, um in der Lage zu sein, die Exporte zu erhöhen und den Zustrom ausländischer Währungen beizubehalten. Da die veraltete sowjetische Industrie sehr viel Energie fraß und schlechte Organisation zu erheblicher Verschwendung führte, hatten die Führungskräfte keine andere Wahl, als der Bevölkerung drastische Energieeinsparungsmaßnahmen aufzuerlegen – auch wenn dies zwangsläufig zur Unzufriedenheit über die Reformen führte.

Postkarte aus der DDR mit Werbung für einen Trabanten, dem urtypischen ostdeutschen Auto - 1985/1986

Der erste Trabant aus ostdeutschen Fabriken rollte 1957 im selben Jahr vom Band, in dem die Sowjetunion den Satelliten Sputnik ins Weltall beförderte.

Land: Deutsche Demokratische Republik / Jahr:

Der erste Trabant aus ostdeutschen Fabriken rollte 1957 im selben Jahr vom Band, in dem die Sowjetunion den Satelliten Sputnik ins Weltall beförderte. Er wurde als „minimales" Auto konzipiert: Robust und leicht zu reparieren. In den 1980er Jahren betrug die Wartezeit für den Kauf dieses Autos bis zu 10 Jahre. Die Trabanten wurden zu einem Statussymbol innerhalb des kommunistischen Systems und stand für die Möglichkeit des individuellen „Tourismus" in den „Brüder"-Ländern, wie diese Postkarte impliziert. 9. November 1989: Als die Berliner Mauer fiel, gingen die Bilder von Trabanten, die den Ostblock verlassen, um die ganze Welt. Sie verstärkten später die „Ostalgie", das Nostalgiegefühl der Ostdeutschen nach der Wiedervereinigung.

Rumänischer Propagandafilm über Fabrikarbeiter

In den frühen 1970er Jahren war Rumänien eines der am wenigsten entwickelten Länder des Ostblocks und der 5-Jahres-Plan für 1971-1975 konzentrierte sich auf die Förderung der industriellen Produktion.

Land: Volksrepublik Rumänien / Jahr:

In den frühen 1970er Jahren war Rumänien eines der am wenigsten entwickelten Länder des Ostblocks und der 5-Jahres-Plan für 1971-1975 konzentrierte sich auf die Förderung der industriellen Produktion. Hierbei spielt das rumänische Fernsehen seine Rolle als Sprachrohr der staatlichen Propaganda. Der Auszug rühmt die Leitfigur des Fabrikarbeiters und des Bewusstseins der Arbeiterklasse, welches von Generation zu Generation weitergegeben wird und das sogar, wie der Kommentator betont, an ein dreijähriges Kind. Im Bericht ist auch von einer weiteren Leitfigur die Rede: Die Schweißerin, die ebenfalls maßgeblich am Erfolg der industriellen Planung beteiligt ist.

Eine sowjetische Autofabrik

Die VAZ-Fabrik, die mit Hilfe des italienischen Herstellers Fiat gebaut wurde, begann in den 1970er Jahren in der Stadt Togliatti ein robustes Auto namens „Shiguli” zu produzieren, das an dem Modell Fiat 124 angelehnt war.

Land: Sowjetunion / Jahr:

Die VAZ-Fabrik, die mit Hilfe des italienischen Herstellers Fiat gebaut wurde, begann in den 1970er Jahren in der Stadt Togliatti ein robustes Auto namens „Shiguli” zu produzieren, das an dem Modell Fiat 124 angelehnt war. Während Plakate für die Feierlichkeiten der Produktion des dreimillionsten Autos kommunistische Führer und historische Figuren der UdSSR zeigten, war es in Wirklichkeit dem Transfer von Technologien westlicher Hersteller wie Fiat und Renault zu verdanken, dass die sowjetische Automobilproduktion beschleunigt wurde. Fahrzeuge der Firma mit dem etwas kompliziert aussehenden Namen AvtoVAZ wurden zu „Ladas" umgetauft, um den Absatz im Westen zu erleichtern.

Sowjetische Berater besuchen das Dukovany-Kernkraftwerk in der Tschechoslowakei

Das Kernkraftwerk Dukovany in der Tschechoslowakei wurde nach dem Vorbild des Kernkraftwerks in Tschernobyl gebaut und ging 1985 in Betrieb.

Land: Tschechoslowakei / Jahr:

Das Kernkraftwerk Dukovany in der Tschechoslowakei wurde nach dem Vorbild des Kernkraftwerks in Tschernobyl gebaut und ging 1985 in Betrieb. Die Einweihung dieser ersten Anlage wurde von tschechischen Ingenieuren überwacht, die von russischen „Experten" unterstützt wurden. Dies zeigt die „gezwungene" wirtschaftliche Zusammenarbeit innerhalb des RGW, dem Rat für Gegenseitige Wirtschaftshilfe, der seit 1949 verantwortlich für die Spezialisierung der nationalen Industrien innerhalb des kommunistischen Blocks war. Der Bau dieses Kraftwerks führte zu Protesten und Widerstand aus dem benachbarten Österreich, es hat jedoch seit jeher störungsfrei gearbeitet.

Propagandabericht über die Urbanisierung in Rumänien.

Rumänien, das in den 1970er Jahren immer noch ein sehr ländlich geprägtes Land war, in dem weniger als der Hälfte der Bevölkerung in städtischen Gebieten wohnte, erlebte einen radikalen Wandel.

Land: Volksrepublik Rumänien / Jahr:

Rumänien, das in den 1970er Jahren immer noch ein sehr ländlich geprägtes Land war, in dem weniger als der Hälfte der Bevölkerung in städtischen Gebieten wohnte, erlebte einen radikalen Wandel. So startete die sozialistische Staatsmacht mit Ceausescu an der Spitze ein Programm der „territorialen Systematisierung" mit dem Ziel, die Anzahl der Städte (vor allem der mittelgroßen Städte) in den folgenden 20 Jahren zu vervielfachen. Dieser Bericht des offiziellen Fernsehsenders lobt die Vorzüge dieser „modernen und harmonischen" Landflucht. In Wirklichkeit war die Landbevölkerung oft gezwungen, in die Städte abzuwandern und das tägliche Leben im hoch verschuldeten Rumänien war prekär.

Ein Bericht, der Effizienz und Modernität der sowjetischen industriellen Produktion lobt

Dieser Bericht im sowjetischen Fernsehen verherrlicht die nationale Industrie.

Land: Sowjetunion / Jahr:

Dieser Bericht im sowjetischen Fernsehen verherrlicht die nationale Industrie, die in den frühen 1980er Jahren auf die Produktion von Stahl (die UdSSR war weltweit größter Produzent von Stahl), Textilien, Motorisierung und vor allem von Energie und die Gewinnung natürlicher Energieressourcen angewiesen war. Ungeachtet dessen war die wirtschaftliche Realität hinter den Propagandabildern und den endlosen Lächeln von Arbeitern in den Stahlwerken und Textilfabriken viel härter und von in die Jahre gekommenen industriellen Anlagen, den Mangel an Arbeitskräften und niedrigen Gewinnspannen gekennzeichnet.

Offizieller Bericht über die Modernisierung der tschechischen Landwirtschaft

Die modernen Mähdrescher in diesem staatlichen TV-Bericht können nicht über die Schwierigkeiten hinwegtäuschen, mit denen die tschechoslowakische Landwirtschaft in den frühen 1980er Jahren konfrontiert war.

Land: Tschechoslowakei / Jahr:

Die modernen Mähdrescher in diesem staatlichen TV-Bericht können nicht über die Schwierigkeiten hinwegtäuschen, mit denen die tschechoslowakische Landwirtschaft in den frühen 1980er Jahren konfrontiert war. Überschwemmungen, harte Winter und der sengende Sommer von 1979 ließen die Ernten gering ausfallen. Darüber hinaus waren Ersatzteile für Landmaschinen Mangelware und die Tschechoslowakei war gezwungen, ihre Weizenimporte vor allem aus den RGW-Ländern zu erhöhen. Mitte der 1980er Jahre erlebte die tschechoslowakische Landwirtschaft einen produktiven Aufschwung.