Diktatur
Politik
Heute verwendet man die Begriffe „Totalitarismus" und „Diktatur" weitestgehend gleichbedeutend und bezieht sich dabei auf nationalsozialistische, faschistische und kommunistische Regimes im Laufe des 20. Jahrhunderts. Obwohl man einige Vorbehalte gegen diese Verallgemeinerungen zum Ausdruck bringen könnte, ist es doch unbestritten, dass das tägliche Leben in den Ostblockländern bis 1989 durch typische Merkmale von autoritären Regimen geprägt wurde: Das erdrückende Gewicht eines Ein-Parteien-Systems, der Personenkult, die Rolle der Armee und der politischen Polizei, sowie die starke Unterdrückung von Gegnern. In jedem Ostblockland war die Kommunistische Partei die einzig zugelassene politische Partei. Während die kommunistischen Parteien einiger Satellitenstaaten gelegentlich versuchten, sich vom sowjetischen „Großen Bruder" zu entfernen, hielten sie trotzdem an der pyramidenförmigen Organisation der Gesellschaft fest, wobei alle Ebenen dieser Pyramide sehr streng kontrolliert wurden. Einige von ihnen regierten sogar noch konservativer als die KPdSU (Kommunistische Partei der Sowjetunion), insbesondere unter Gorbatschow, als andere Führer wie Erich Honecker in Ostdeutschland, und noch stärker, Nicolae Ceausescu in Rumänien an ihrer Macht festhielten. Der starke Personenkult erreichte seinen Höhepunkt mit Titos Jugoslawien bis einschließlich 1980. Noch zwei Jahrzehnte vor dem Fall der Berliner Mauer reagierte die politische Polizei auf jede öffentliche oder auch private Opposition gegen das Regime u. a. mit Telefonüberwachung, Verhaftungen – wie sie von der DDR-Stasi durchgeführt wurden – oder sogar Hinrichtungen, so z. B. durch die rumänische Securitate (Geheimdienst). Bis Gorbatschow an die Macht kam, wurden Regimegegner routinemäßig in psychiatrischen Kliniken eingesperrt oder unter Hausarrest gestellt.
Themenarchiv
Ein Plakat der Breschnew-Ära, das die Werte der Einheitspartei preist
„Unsere Pflicht ist es, die Festigkeit, den Zusammenhalt und die Reinheit unserer Partei zu schützen."
Land: Sowjetunion / Jahr:
„Unsere Pflicht ist es, die Festigkeit, den Zusammenhalt und die Reinheit unserer Partei zu schützen." Als ursprünglich marxistisches Konzept blieb für Lenin und seine Nachfolger die Diktatur des Proletariats der Mittelpunkt des sozialistischen Systems und begründete schließlich den Kommunismus. Es war das Ergebnis des Sieges der unterdrückten Klassen (Arbeiter, Bauern) über die Diktatur der Bourgeoisie. Um diesen historischen Gewinn zu verteidigen, sah sich die (einzige oder dominante) Partei – ihrem Selbstverständnis nach die aufgeklärte Avantgarde der Arbeiterklasse – dazu berechtigt, alle möglichen Mittel, einschließlich Gewalt, zu nutzen (der KGB, die Stasi und andere Sicherheitsdienste bezeichneten sich in diesem Sinne als „Schwert und Schild der Partei“). Allerdings interpretierten die Gegner des Leninismus, von Boris Souvarine bis Léon Blum, die Sowjetmacht als „Diktatur über das Proletariat".
Abstimmung der Delegierten auf dem 26. Parteitag der KPdSU 1981
Im Jahre 1981 war die KPdSU (Kommunistische Partei der Sowjetunion) immer noch die einzige Partei des Landes, die die gesamte Entscheidungsstruktur kontrollierte.
Land: Sowjetunion / Jahr:
Im Jahre 1981 war die KPdSU (Kommunistische Partei der Sowjetunion) immer noch die einzige Partei des Landes, die die gesamte Entscheidungsstruktur kontrollierte. Seit Beginn der „Breschnew-Ära" im Jahre 1964 war die Rolle des „Zentralkomitees" – das Herz der sowjetischen politischen Maschinerie – gewachsen. Unter Breschnew wurde das Regime damit nicht nur zunehmend bürokratisiert, sondern auch eine fortschreitende Überalterung der Führungsstrukturen setze ein, die späten 70er Jahre werden auch Phase der Gerontokratie bezeichnet. Parteitage waren zu diesem Zeitpunkt, wie das Bild zeigt, steife, offizielle Versammlungen ohne Austausch und Diskussion, auf denen Entscheidungen der Verwaltung genehmigt und allenfalls noch mit einem Händeschütteln bezeugt wurden. Zahlreiche Medaillen wurden gezeigt, die die Loyalität der Politiker gegenüber dem Regime und ihre Zugehörigkeit zu einer bestimmten Elite beweisen sollten und die Delegierten waren verpflichtet, ihre einhellige Unterstützung von Regierungsentscheidungen zum Ausdruck zu bringen.
Bericht des Schriftstellers Andrei Sinjawski über seine Inhaftierung im Lager
Nachdem der Schriftsteller Andrei Sinjawski 1965 zu sieben Jahren Konzentrationslager wegen der Veröffentlichung regimekritischer Arbeiten verurteilt worden war ...
Land: Sowjetunion / Jahr:
Nachdem der Schriftsteller Andrei Sinjawski (unter dem Pseudonym Abram Terz) 1965 zu sieben Jahren Konzentrationslager wegen der Veröffentlichung regimekritischer Arbeiten – im Ausland – verurteilt worden war, ging er nach Frankreich ins Exil und schrieb im Jahre 1974 Eine Stimme im Chor. In Form von Briefen an seine Frau Maria schrieb er darin seine eigenen Erfahrungen nieder, um so die Unterdrückung in Lagern wie Perm-36 im Ural aufzuzeigen, wo er mit anderen politischen Häftlingen gefangen war. Das Bestehen dieses Konzentrationslagers, das erst 1987 geschlossen wurde, ist eine Erinnerung daran, dass die Unterdrückung der Regimegegner mit dem Tod Stalins nicht beendet war, und dass zu Beginn der 1970er Jahre starke Stimmen wie die des Wissenschaftlers Sacharow und des mit dem Nobelpreis ausgezeichneten Schriftstellers Solschenizyn weiterhin die machthabende Regierung kritisierten.
Eine Fahrzeugkontrolle in den Straßen Warschaus während des Kriegsrechts in Polen 1981
Das Kriegsrecht, das in Polen am 13. Dezember 1981 durch den polnischen General Jaruzelski ausgerufen worden war, entsprach einer autoritären, von Moskau diktierten Antwort...
Land: Volksrepublik Polen / Jahr:
Das Kriegsrecht, das in Polen am 13. Dezember 1981 durch den polnischen General Jaruzelski ausgerufen worden war, entsprach einer autoritären, von Moskau diktierten Antwort, die die Ordnung im Land wiederherstellen und den wachsenden Einfluss der Dissidenten der Gewerkschaft Solidarność unterbinden sollte. Aus Angst vor einer direkten Intervention der sowjetischen Truppen fand sich eine große Zahl von Polen mit diesem Militärputsch ab, der auch zur Wiedereinführung der Zensur und einer Ausgangssperre führte. Viele Mitglieder der Opposition wurden verhaftet und in Lagern interniert, und die Bevölkerung war einer strengen Bewegungskontrolle ausgesetzt, wie diese Bilder aus dem offiziellen Fernsehen zeigen. Die Gewerkschaft Solidarność wurde offiziell im Oktober 1982 aufgelöst und ihre Mitglieder gezwungen, in den Untergrund zu gehen.
Ceauşescus Geburtstagsfeier im Jahre 1988
Nicolae Ceauşescu regierte das kommunistische Rumänien von 1965 bis zum 25. Dezember 1989 – dem Tag, an dem er von der Opposition gestürzt, sofort verurteilt und hingerichtet wurde.
Land: Volksrepublik Rumänien / Jahr:
Nicolae Ceauşescu regierte das kommunistische Rumänien von 1965 bis zum 25. Dezember 1989 – dem Tag, an dem er von der Opposition gestürzt, sofort verurteilt und hingerichtet wurde. Fast ein Vierteljahrhundert lang kontrollierte er mit eiserner Faust sowohl die Partei als auch das Land, indem er seine Gegner eliminierte und der Bevölkerung einen grenzenlosen Personenkult aufzwang. Er wollte u. a. „Führer" oder „Genie der Karpaten" genannt werden und organisierte glorreiche Feiern zu seinen Ehren, insbesondere für seinen Geburtstag. Diese massiven Ansammlungen von statischen, uniformierten jungen Menschen, die unter Ceauşescus Porträt stehen und die für diesen Anlass komponierte Loblieder sangen, wiederholten die klassische Ästhetik von typischen Großveranstaltungen der Ostblockländer.