Meine Pionierträume

Autor

Polina Fomina

Junge Pionierin
Sowjetunion

Polina war seit ihrer Kindheit Mitglied verschiedener kommunistischer Jugendorganisationen, wie der Oktoberkinder und der Pioniere. Sie glaubte aufrichtig an die Ideologie der Pioniere und träumte davon, für ihr Land gegen die Feinde im Westen zu kämpfen. Ihre Familie reiste regelmäßig von Leningrad nach Estland, wo Polina und ihre jüngere Schwester Dinge genießen konnten, die es in der UdSSR nicht gab, wie zum Beispiel Kaugummi. Ihre erste Auslandsreise (1991 nach Großbritannien) war unvergesslich, besonders die Schokoriegel, die sie mit nach Hause brachte und mit ihrer Familie teilte.

Postkarte

Sowjetunion, Leningrad
30.3; 60.0
Vorderseite, Autor: Polina Fomina
Wladimir Iljitsch Lenin
Wladimir Iljitsch Lenin war die Leitfigur aller Jugendorganisationen (Oktoberkinder, Pioniere und Komsomol). Sowjetische Kinder sahen in „Großväterchen Lenin“ ein Vorbild, aber auch eine Art „Schutzengel“.
Rückseite, Autor: Polina Fomina
Postkartentext
Liebe Drittklässlerin! Wir gratulieren Dir am Tag deiner Aufnahme in die Pionierorganisation! Wir wünschen Dir alles Gute für Deine schulische Laufbahn und Dein Leben bei den Pionieren. Die Gruppenleiter

Persönliche Archive

Das Auto

Polina Fomina im Auto ihres Großvaters.

Land: Sowjetunion / Jahr:

Polina Fomina im Alter von etwa vier Jahren zu Beginn der 80er Jahre im Auto ihres Großvaters. Autos galten, ebenso wie viele andere Konsumgüter, in der Sowjetunion als Luxus, der nur der Elite zugänglich war. Es gab lange Wartelisten, und der Preis eines Autos entsprach vielen Monatsgehältern.

Die Kinder der Perestroika

Es handelt sich um ein offizielles Porträt, das im Schuljahr 1986-1987 entstand.

Land: Sowjetunion / Jahr:

Es handelt sich um ein offizielles Porträt, das im Schuljahr 1986-1987 entstand. Bereits in jungen Jahren hatten Polina und ihre Schwestern das Gefühl, etwas Besonderes zu sein, die „Kinder der Perestroika“ in einer Zeit der Wirtschaftkrise und der tiefgreifenden Veränderungen im Land: „Der Traum von einer Heldenrolle als Pionier schlug um in Hass gegenüber dem Sowjetregime. Die Träume gingen einfach in die entgegengesetzte Richtung.“

1.-Mai-Feier im Kindergarten

Polina trägt das Kleid eines Mädchens aus Usbekistan.

Land: Sowjetunion / Jahr:

Polina trägt das Kleid eines Mädchens aus Usbekistan. Alle Kinder tragen traditionelle Trachten der verschiedenen Sowjetrepubliken. Neben Polina ein molliges Mädchen in ukrainischer Tracht, ein Junge im weißrussischen Kostüm und ein kleines Mädchen mit einem Kleid aus der Kaukasusregion (wahrscheinlich Aserbaidschan). Eintracht und Freundschaft unter den verschiedenen Nationen der Sowjetunion war einer der Hauptwerte der kommunistischen Propaganda seit Stalin. Nationale Feiertage boten Gelegenheit, diesen Gedanken den sowjetischen Kindern nahezubringen.

Datsche in Estland

Abendessen im Familienkreis.

Land: Sowjetunion / Jahr:

Abendessen im Familienkreis. Polina beim Borschtsch-Essen auf der Terrasse mit ihrer Schwester und ihrer Mutter, während des Urlaubs in Estland, wo sie ein Sommerhaus gemietet hatten. Sommerurlaub in Estland war der Elite vorbehalten. Nach Estland, Lettland und Litauen reisten vor allem Menschen aus Leningrad und Umgebung, da die Entfernung nur etwa 200 km betrug. Menschen aus Leningrad genossen in den anderen Sowjetrepubliken allgemein ein hohes Ansehen, so dass Polina und ihre Familie in den Sommerferien keine nationalistischen Spannungen zu spüren bekamen.

Erster Auslandsaufenthalt

1990 vor dem Buckingham-Palast.

Land: Vereinigtes Königreich / Jahr:

1990 vor dem Buckingham-Palast. In der Zeit der Perestroika wurden Reisen ins Ausland einfacher. 1990 fuhr Polina zu einem Schüleraustausch nach London. Sie erinnert sich, dass dieses Ereignis ihr Leben und das ihrer Familie veränderte: „Vorher konnte sich keiner vorstellen, dass sein Kind eines Tages ins Ausland reisen würde.“ In London kaufte Polina ihre erste echte Jeans, „keine indische Kopie“, und der allgegenwärtige Geruch von Waschpulver wurde für sie zum „Geruch der Freiheit“.

England 1990

Polina Fomina mit ihrer Gastfamilie.

Land: Vereinigtes Königreich / Jahr:

Polina Fomina mit ihrer Gastfamilie. 1990 verbrachte Polina im Rahmen eines Schüleraustauschs ein paar Wochen in London. Bei ihrer Abfahrt gab ihre Gastfamilie Polina ein Lunchpaket mit einem Sandwich, einem Apfel und einem kleinen Schokoriegel, einem Snickers. Sie nahm diesen Riegel mit nach Hause, wo er als besondere Delikatesse galt, „wie schwarzer Kaviar in der westlichen Welt“. Zu Hause in Leningrad versammelte sich die ganze Familie in der Küche, um das Snickers zu kosten: Sie schnitten es in fünf winzige Stücke, die sie verschlangen: „Für uns war das wie ein Wunder!“