Jugend

Gesellschaft

Jugend

In der kommunistischen Propaganda war die Jugend ein ebenso deutlich ausgearbeitetes Thema wie Patriotismus, Heldentum, Folklore und Arbeitsenthusiasmus. Der Hauptgrund für den gehobenen Stellenwert der Jugend lag darin, dass der Kommunismus sich selbst als die Zukunft der Welt sah und dementsprechend auch als eine Art universelle Jugend. Er betrachtete diese Altersgruppe außerdem als die Zukunft des Sozialistischen Volkes. Jugendliche bedeutenden also eine lohnende Investition im kommunistischen Projekt der Schaffung des „neuen sozialistischen Menschen": Durch eine richtige Erziehung könnte man aus dem „Ich" des bürgerlichen Individualismus ein „Wir" der sozialistischen Gesellschaft entwickeln. In der Zeit nach der Oktoberrevolution hatte Lenin in Russland die Schulbildung sofort als ein Instrument der kommunistischen Umgestaltung der Gesellschaft gesehen. Sein Ziel war es, einen „kommunistischen Ethos" zu konstruieren, das durch den Homo Sovieticus verkörpert werden und auf natürliche Weise aus dem Proletariat entspringen sollte. Dieser neue Mensch bedeutete den ersten Schritt zu einer neuen Gesellschaft, die in der Theorie erarbeitet worden war, aber erst noch umgesetzt werden musste. Das Ziel des sowjetischen Schulsystems war es, ein „vollendetes" Individuum durch die Kombination von intellektueller, sportlicher und handwerklicher Erziehung zu schaffen. Diese Idee nahmen alle Ostblockländer auf. Neben der Schule selbst, die eine große Rolle spielte, gab es Jugendorganisationen, die für die Freizeitaktivitäten verantwortlich waren. Obwohl die Schule eine wichtige Rolle für die soziale Mobilität zwischen den Schichten spielte und die nächste Generation der sozialistischen Elite heranzog, scheiterte sie dennoch insgesamt an dem Ziel, ein ideologischer Mentor für die Jugend zu sein. Selbst die Generationen, die unter dem Sozialismus geboren wurden, blieben zur großen Mehrheit für die ideologischen Ziele des kommunistischen Regimes verschlossen. Die Jugend orientierte sich weiterhin am Westen, ließ sich durch westliche Musik und Kleidung beeinflussen und wandte sich von kommunistischen Werten und Moralvorstellungen ab. Stattdessen nahmen sie Zuflucht in kleineren „Nischen", wie der Familie oder im Freundeskreis, in denen Individualität und Originalität gepflegt wurden.

Themenarchiv

Karikatur aus der satirischen Zeitschrift Krokodil: Jugend (1976)

Während das offizielle Bild der sowjetischen Jugend eine homogene, geschlossene Gruppe nach dem Modell des Homo Sovieticus zeigte, war die Realität doch etwas anders.

Land: Sowjetunion / Jahr:

Während das offizielle Bild der sowjetischen Jugend eine homogene, geschlossene Gruppe nach dem Modell des Homo Sovieticus zeigte, war die Realität doch etwas anders. In den 1970er Jahren wurden offiziell geführte Jugendorganisationen, wie der Komsomol, von einer kleinen, aber entschlossenen Minderheit zurückgewiesen, die alle möglichen Methoden nutzten, um ihren Widerstand gegen das Regime zu signalisieren. Dazu gehörte beispielsweise auch das Abhängen ("kajfovat" russische Umgangssprache für faul) zu Hause oder auf sogenannten Tusovkas, d. h. zwanglose Treffen bzw. private Veranstaltungen.

Internationale Friedenstreffen für Jugendliche

Jugend, Frieden und Freundschaft zwischen den Völkern gehörten zu den zentralen Themen, die die kommunistische Propaganda bei offiziellen Versammlungen, Tagungen, Festlichkeiten und sportlichen Wettkämpfen feierte.

Land: Sowjetunion / Jahr:

Jugend, Frieden und Freundschaft zwischen den Völkern gehörten zu den zentralen Themen, die die kommunistische Propaganda bei offiziellen Versammlungen, Tagungen, Festlichkeiten und sportlichen Wettkämpfen feierte. Bei diesen internationalen Treffen von jungen Menschen kann man sehen, wie die kommunistischen Regimes diese Werte ausnutzten und sie in einen universalen Diskurs einbanden („Die Sprache des Friedens und der Freundschaft kann jeder verstehen").

Ein Plakat aus der Breschnew-Ära feiert die Werte von Schülern in Baubrigaden

"Hier leben, arbeiten und lernen wir."

Land: Sowjetunion / Jahr:

"Hier leben, arbeiten und lernen wir." Einer der Werte, die der Kommunismus der Jugend vermitteln wollte, war die Liebe zur Arbeit. Dies hatte zum einen natürlich einen wirtschaftlichen Zweck, zum anderen aber auch einen ideologischen: Ziel war es, das sozialistische Gewissen der Jugendlichen zu entwickeln, indem ihnen eine bestimmte Verantwortung bei der Errichtung des Bauern- und Arbeiterstaates zuteil wurde. Das gigantische Projekt der Baikal-Amur-Magistrale war ein solcher Anlass für die Mobilisierung von Jugendlichen. Die BAM ist eine mehr als 4.000 km lange Bahnstrecke, die quer durch Sibirien bis in den Fernen Osten Russlands verläuft und den Baikalsee mit dem Fluss Amur verbinden sollte. Der Bau dieser Strecke – angefangen in den 1930er Jahren und unvollendet bis zum heutigen Tag – wurde zum größten Teil zwischen 1972 und 1984 mithilfe von großen finanziellen und menschlichen Kosten durchgeführt. Diese wurden durch die Aussicht auf die Nutzung sibirischer Ressourcen gerechtfertigt. Der Komsomol sollte bei den jungen Menschen die Begeisterung für die Teilnahme an diesem Projekt wecken. Um Freiwillige zu rekrutieren, wurden die Werte der Arbeit, kollektiver Organisation und Bildung betont – alles Schlüsselideale des Sozialismus: "Hier leben, arbeiten und lernen wir."

Auszüge aus dem „Buch des Pioniers“: Besondere Merkmale der Pionierorganisation; Organisieren eines Pioniertages

Nach dem Vorbild der Pfadfinderbewegung beaufsichtigten die Pioniere junge Sowjetbürger im Alter von 10 bis 14 Jahren und bereiteten sie auf den Eintritt in den Komsomol vor.

Land: Sowjetunion / Jahr:

Nach dem Vorbild der Pfadfinderbewegung beaufsichtigten die Pioniere junge Sowjetbürger im Alter von 10 bis 14 Jahren und bereiteten sie auf den Eintritt in den Komsomol vor. Die Bilder erinnern an die marxistisch-leninistische Idealvorstellung einer vollständigen Erziehung. Sie veranschaulichen die verschiedenen Momente eines Pioniertages: Mit einem roten Tuch um den Hals gestaltet sich der Tagesablauf aus intellektuellen und körperlichen Übungen, von Momenten der Freizeit zu Momenten der Beteiligung an kollektiven Bemühungen. Die Pionierorganisation bot nicht nur ideologische Erziehung, ihr Ziel war zudem wie das aller anderen kommunistischen ländlichen Jugendorganisationen, junge Menschen anzuziehen – besser noch, sie zugunsten des Regimes zu mobilisieren. Das höchste Ziel war es, die Loyalität der künftigen Bürger durch Formung ihrer Denkweise zu erhalten, solange sie noch jung waren.

Auszüge aus dem „Buch des Pioniers“: Besondere Merkmale der Pionierorganisation; Organisieren eines Pioniertages

Nach dem Vorbild der Pfadfinderbewegung beaufsichtigten die Pioniere junge Sowjetbürger im Alter von 10 bis 14 Jahren und bereiteten sie auf den Eintritt in den Komsomol vor.

Land: Sowjetunion / Jahr:

Nach dem Vorbild der Pfadfinderbewegung beaufsichtigten die Pioniere junge Sowjetbürger im Alter von 10 bis 14 Jahren und bereiteten sie auf den Eintritt in den Komsomol vor. Die Bilder erinnern an die marxistisch-leninistische Idealvorstellung einer vollständigen Erziehung. Sie veranschaulichen die verschiedenen Momente eines Pioniertages: Mit einem roten Tuch um den Hals gestaltet sich der Tagesablauf aus intellektuellen und körperlichen Übungen, von Momenten der Freizeit zu Momenten der Beteiligung an kollektiven Bemühungen. Die Pionierorganisation bot nicht nur ideologische Erziehung, ihr Ziel war zudem wie das aller anderen kommunistischen ländlichen Jugendorganisationen, junge Menschen anzuziehen – besser noch, sie zugunsten des Regimes zu mobilisieren. Das höchste Ziel war es, die Loyalität der künftigen Bürger durch Formung ihrer Denkweise zu erhalten, solange sie noch jung waren.

Auszüge aus dem „Buch des Pioniers“: Besondere Merkmale der Pionierorganisation; Organisieren eines Pioniertages

Nach dem Vorbild der Pfadfinderbewegung beaufsichtigten die Pioniere junge Sowjetbürger im Alter von 10 bis 14 Jahren und bereiteten sie auf den Eintritt in den Komsomol vor.

Land: Sowjetunion / Jahr:

Nach dem Vorbild der Pfadfinderbewegung beaufsichtigten die Pioniere junge Sowjetbürger im Alter von 10 bis 14 Jahren und bereiteten sie auf den Eintritt in den Komsomol vor. Die Bilder erinnern an die marxistisch-leninistische Idealvorstellung einer vollständigen Erziehung. Sie veranschaulichen die verschiedenen Momente eines Pioniertages: Mit einem roten Tuch um den Hals gestaltet sich der Tagesablauf aus intellektuellen und körperlichen Übungen, von Momenten der Freizeit zu Momenten der Beteiligung an kollektiven Bemühungen. Die Pionierorganisation bot nicht nur ideologische Erziehung, ihr Ziel war zudem wie das aller anderen kommunistischen ländlichen Jugendorganisationen, junge Menschen anzuziehen – besser noch, sie zugunsten des Regimes zu mobilisieren. Das höchste Ziel war es, die Loyalität der künftigen Bürger durch Formung ihrer Denkweise zu erhalten, solange sie noch jung waren.

Bericht über rumänische Spielplätze von 1968

Bilder von Spielplätzen, betreut von wohlwollenden Erziehern, deuten auf den hohen Wert, den die kommunistische Ideologie der Erziehung der Jüngsten zuordnete.

Land: Volksrepublik Rumänien / Jahr:

Bilder von Spielplätzen, betreut von wohlwollenden Erziehern, deuten auf den hohen Wert, den die kommunistische Ideologie der Erziehung der Jüngsten zuordnete. Hygiene, Schachpartien, Schreibübungen, künstlerische Aktivitäten – insbesondere Musik – all dieses spiegelte das sozialistische Erziehungsmodell wieder, das zunehmend perfektioniert werden sollte. Trotzdem ist die geschlechterspezifische Voreingenommenheit der angebotenen Spielsachen für die jüngeren Kinder nur allzu deutlich: Puppen für die Mädchen, Flugzeuge und andere Maschinen für die Jungen.

Aufnahmezeremonie des Komsomol

Da sie als die Zukunft des sowjetischen Volkes galten, wurden Jugendliche bereits in einem frühen Alter rekrutiert.

Land: Sowjetunion / Jahr:

Da sie als die Zukunft des sowjetischen Volkes galten, wurden Jugendliche bereits in einem frühen Alter rekrutiert. Auf die Pioniere (Alter von 10 bis 14 Jahren) folgte der Kommunistische Jugendverband (Komsomol), der im Jahre 1918 geschaffen worden war. Ausgestattet mit einem Zentralen Komitee unter der direkten Kontrolle der Kommunistischen Partei, kontrollierte der Komsomol die überwiegende Mehrheit der jungen Sowjetbürger im Alter zwischen 14 und 28 – rund 40 Millionen Mitglieder auf dem Höhepunkt in den 1980er Jahren. Die Zulassung zum Komsomol, hier durch die strahlenden, lächelnden Gesichter angepriesen, kennzeichnete den Einstieg eines Jugendlichen in die sowjetische Gesellschaft. Dieser Einstieg wurde von einem offenkundig militärischen Ritual begleitet. Aktive Mitglieder hatten Privilegien und wurden eher befördert. So hatte beispielsweise Juri Andropow nicht zuletzt dank seiner Funktion im Karelia Komsomol die Stelle des Generalsekretärs der KPdSU erhalten. Während der Perestroika wurden den Mitglieder des Komsomol Vorteile zugesichert, wenn sie in den privaten Sektor investieren würden.