Medien

Kultur

Medien

Im Laufe des 20. Jahrhunderts spielten die Medien eine fundamentale Rolle im sowjetischen Propagandasystem, das Lenin bereits theoretisch dargelegt hatte. Unter der staatlichen Kontrolle, ob durch Mittelsmänner für Fernsehsender oder durch Bereitstellung von Papier für Printmedien, wurden die Medien von den Mitgliedern der Kommunistischen Partei überwacht, die solch prestigeträchtige Positionen wie die des Direktors des Fernsehens (Gostelradio) oder der offiziellen Zeitung Prawda besetzten. Die Zensur spielte eine entscheidende Rolle, sowohl bei der Steuerung des Informationsflusses aus dem Ausland als auch dabei, ausländische Funkfrequenzen zu stören. Die sowjetische Bevölkerung und generell die Bevölkerung des gesamten kommunistischen Blocks wurde ein Programm vorgesetzt, das im Wesentlichen kultureller Natur und sehr selten „live" war und zudem die Kommunistische Partei verherrlichte. Die Rolle der Medien war nicht nur informativ: Sie mussten auch das Sozialmodell des Ostblocks abbilden und stärken. Als Reaktion auf diese Zensur bemühten sich ausländische Radios wie Radio Free Europe und Radio Liberty während des Kalten Krieges, die Zensur zu überwinden, indem der westliche Rundfunk aus der Bundesrepublik Deutschland Sendungen in den Landessprachen der Ostblockländer übertrug. Trotzdem haben sich die Medien in der UdSSR nicht ausschließlich aufgrund des externen Drucks entwickelt. Einen bedeutetenden Einfluss hatten auch technische Modernisierung, große Nachfrage und die Entscheidungen von Journalisten in der Zeit von Glasnost und Perestroika während der Gorbatschow-Jahre; eine Zeit mit weniger Zensur, nicht aber völliger Informationsfreiheit. Ab 1989 boten lokale Radiosender und „regionale" TV-Kanäle eine unabhängigere Informationsquelle.

Themenarchiv

Propagandaplakat gegen ausländische Radiosender, 1977

Dieses Propagandaplakat aus dem Jahr 1977 verurteilt den Lockruf der Radiosender aus dem Westblock, vor allem von Radio Liberty und Radio Free Europe, dessen „Lügen" gegen den kommunistischen Block gerichtet waren.

Land: Sowjetunion / Jahr:

„Hören Sie nicht auf die Lügen des Westens" Dieses Propagandaplakat aus dem Jahr 1977 verurteilt den Lockruf der Radiosender aus dem Westblock, vor allem von Radio Liberty und Radio Free Europe, dessen „Lügen" gegen den kommunistischen Block gerichtet waren: Hinter den im Westen ach-so-hoch gehaltenen Werten der Demokratie, der Bürgerrechte und der Freiheit, versteckten sich die Herrschaft des „König Dollar”, die Segregation, der bürgerliche Kapitalismus und die CIA, die faschistische Marionettendiktatoren manipulierte. Auf der anderen Seite konnte die Zweite Internationale nur durch die Stimme des Kremls beruhigt werden. In einer Fernsehsendung wurde daran erinnert, dass der kommunistische Block „Sicherheit", Solidarität, Wahrheit und Freiheit, sowie sozialen Fortschritt in einer industrialisierten Welt versprochen hatte. Dies wurde auf eine Weise dargestellt, die an die klassische Ästhetik sowjetischer Propaganda des 20. Jahrhunderts erinnert.

Bericht über Radio Free Europe

Radio Free Europe (RFE) wurde das Hauptärgernis für die Zensoren des Ostens. Mit Sitz in München, sendete RFE ab den 1950er Jahren in Osteuropa und Russland in mehreren Sprachen.

Land: Deutsche Demokratische Republik / Jahr:

Radio Free Europe (RFE) wurde das Hauptärgernis für die Zensoren des Ostens. Mit Sitz in München, sendete RFE ab den 1950er Jahren in Osteuropa und Russland in mehreren Sprachen. Doch was sendete RFE? Alles, was die staatlichen Medien verheimlichen wollten, jegliche Nachricht von politischer, wirtschaftlicher oder sozialer Bedeutung, die den politischen Wandel, der wirtschaftlichen Liberalisierung und der Stärkung der Zivilgesellschaft in den Ostblock-Ländern unterstützte. Der Sender gab auch wichtigen und bekannten Emigranten oder Überläufern eine Stimme. Ursprünglich war RFE ein privater Radiosender, der bis 1971 jedoch von der CIA und anschließend vom amerikanischen Kongress finanziert wurde. Im Jahre 1976 fusionierte der Sender mit Radio Liberty, einer anderen Anstalt, die ebenfalls in die Sowjetunion sendete. US-Präsident Jimmy Carters nationaler Sicherheitsberater, Zbigniew Brzezinski, erhöhte die Signalstärke von RFE/RL. Im Jahr 1981 zerstörte ein Angriff des Terroristen Carlos, der nach Anweisungen von Ceausescu handelte, Teile der Einrichtung in München. Sowjetische Behörden versuchten, die Radiofrequenz zu stören, bis Gorbatschow im Jahr 1988 begann, mit RFE zusammen zu arbeiten.

Wie man einen usbekischen Fernsehbericht produziert

Von 1950 bis 1970 wurde das sowjetische Fernsehen „multinationalisiert", um die 120 Nationalitäten, die in der UdSSR vertreten waren, zu erreichen und das sowjetische Modell zu fördern.

Land: Sowjetunion / Jahr:

Von 1950 bis 1970 wurde das sowjetische Fernsehen „multinationalisiert", um die 120 Nationalitäten, die in der UdSSR vertreten waren, zu erreichen und das sowjetische Modell zu fördern. Im usbekischen Fernsehen gab es beispielsweise nicht nur Programme für die eigene Bevölkerung, sondern auch für benachbarte Volksrepubliken. In diesem Fall handelt es sich um einen Bericht über den Erfolg der sowjetischen Landwirtschaft am Beispiel der Zitronenproduktion in einer Kolchose. Das Interview folgt den wichtigsten Grundsätzen der sowjetischen Propaganda: Harte Arbeit wird lanciert und am Beispiel eines „Helden” verdeutlicht, der durch das Regime mit einem Orden ausgezeichnet wird.

Das Unterhaltungsprogramm: „Ihr seid dran, Mädchen!"

Während der 1970er und 1980er Jahre wollten sowjetische Fernsehprogramme einen breiteren Familienkreis erreichen mit Programmen für unterschiedliche Zielgruppen, je nach Alter und Geschlecht.

Land: Sowjetunion / Jahr:

Während der 1970er und 1980er Jahre wollten sowjetische Fernsehprogramme einen breiteren Familienkreis erreichen mit Programmen für unterschiedliche Zielgruppen, je nach Alter und Geschlecht. Hier handelt es sich um eine Sendung für junge Frauen. Die Varietévorstellung zeigt eine überraschende Mischung aus russischer Kultur (Referenzen auf Literatur und klassische Musik), sowjetischem Egalitarismus (alle Kandidaten sind Arbeiter, es gibt kein Preisgeld am Ende) und bürgerlichem Ideal, denn die jungen Frauen sollen dazu in der Lage sein, Poesie zu rezitieren, zu tanzen und „sich gut zu benehmen“. Die Tatsache, dass die Interaktion mit dem Publikum wie bei westlichen Sendungen gefilmt wird, spricht für die zeitgemäße Ausrichtung des Programms.

Der offizielle Nachrichtensender des polnischen Fernsehens

Im Dezember 1981 rief General Jaruzelski, der seit Anfang des Jahres polnischer Ministerpräsident war, das Kriegsrecht aus, um den wachsenden Forderungen der Bevölkerung und der von Lech Walesa geführten Gewerkschaft Solidarność zu begegnen.

Land: Volksrepublik Polen / Jahr:

Im Dezember 1981 rief General Jaruzelski, der seit Anfang des Jahres polnischer Ministerpräsident war, das Kriegsrecht aus, um den wachsenden Forderungen der Bevölkerung und der von Lech Walesa geführten Gewerkschaft Solidarność zu begegnen. Nachrichtensendungen des polnischen Fernsehens waren ein exaktes Abbild des Militärregimes: Bilder von General Jaruzelski im Wechsel mit Monologen des Nachrichtensprechers und gefilmten Dokumenten, gelegentlichen Reportagen und noch selteneren Live-Sendungen – die Nachrichten hielten sich also sorgfältig an das sowjetische „Wremja"-Modell. Im hier gezeigten Auszug besucht General Jaruzelski die Soldaten eines Regiments und rühmt die Anwesenheit eines Bergarbeiters, der im Kommunismus als Symbol der Arbeiterklasse galt.

General Jaruzelski gibt in den frühen 1980er Jahren eine Pressekonferenz in Polen.

Während das Kriegsrecht in Polen galt, organisierte General Jaruzelski wöchentliche Pressekonferenzen, die von dem Journalisten und Regierungssprecher Jerzy Urban für das polnische Fernsehen und ausländische Journalisten kommentiert wurden.

Land: Volksrepublik Polen / Jahr:

Während das Kriegsrecht in Polen galt, organisierte General Jaruzelski wöchentliche Pressekonferenzen, die von dem Journalisten und Regierungssprecher Jerzy Urban für das polnische Fernsehen und ausländische Journalisten kommentiert wurden. Diese Konferenzen boten eine Plattform, um über die Berichterstattung ausländischer Medien zu spotten, wie z. B. die militärische Unterdrückung von Dissidenten, die hier diskutiert wird. Es war leicht für Jerzy Urban, die BBC und Radio Kanada für die Verwendung von Begriffen wie Faschismus und Konzentrationslager zu verhöhnen, die eine starke Bedeutung in der Polnischen Geschichte des Zweiten Weltkrieges hatten.