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Im kommunistischen Block war Sport ein integraler Bestandteil des Systems, das die Massen kontrollierte. Daher passte auch die Bedeutung der Gymnastik – einer anspruchsvollen Sportart aus endlosen Wiederholungen der immergleichen Bewegung und der totalen Kontrolle des Körpers – perfekt zu dem, was das Kommunistische Regime von seinen Bürgern forderte. In den 1980er Jahren wurden in der UdSSR und in der Tschechoslowakei noch immer unzählige Sportveranstaltungen organisiert, um die physischen Qualitäten der "Männer und Frauen aus dem Osten" zu rühmen. Sportpolitik war nicht einzigartig in totalitären Regimes, aber der Sieg eines kommunistischen Athleten wurde dennoch als Sieg für das gesamte System gesehen – der Sieg der Ideologie, nicht nur einer Nation. In diesem Sinne wurde Sport in den kommunistischen Ländern als ein weitreichendes Propagandainstrument eingesetzt. Während des frühen 20. Jahrhunderts weigerte sich die Sowjetunion, an internationalen Wettbewerben teilzunehmen, da diese ihrer Meinung zu sehr dem kapitalistischen Konkurrenzdenken entsprachen und weniger den eigenen Prinzipien des Internationalismus genügten. Trotzdem wurde in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts deutlich, dass die kommunistischen Länder sportliche Siege als Machtfaktor im Kalten Krieg verwendeten. Ein ganzes System von Talentakquise, quasi-militärischer Ausbildung, und manchmal sogar organisierter Dopingsysteme, wie in Ostdeutschland, führte dazu, dass die UdSSR und ihre Satellitenstaaten viele Titel und Medaillen erlangten, vor allem bei den Olympischen Spielen. Große nationale Helden, also die erfolgreichsten Athleten, erhielten sogar Zugang zu den Privilegien der Nomenklatur. Dies führte dazu, dass der Sportwettkampf zu einer stark politisierten Veranstaltung wurde. Die existierende Ost-West-Rivalität wurde offenkundig u. a. bei dem Eishockey-Finale zwischen den Amerikanern und den Sowjets, zwischen ostdeutschen und westdeutschen Radfahrern und auch während des Boykotts der Olympischen Spiele in Moskau 1980 und in Los Angeles 1984. Sportveranstaltungen spiegelten auch die Spannungen innerhalb des kommunistischen Blocks wieder, besonders wenn rumänische, tschechoslowakische und polnische Athleten die Überlegenheit ihrer sowjetischen Kollegen herausforderten.

Themenarchiv

Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Moskau, 1980

Am 19. Juli 1980 führte Leonid Breschnew, Staatschef der UdSSR, den Vorsitz der Eröffnungsfeier der 22. Olympischen Spiele in einem angespannten internationalen Klima...

Land: Sowjetunion / Jahr:

Am 19. Juli 1980 führte Leonid Breschnew, Staatschef der UdSSR, den Vorsitz der Eröffnungsfeier der 22. Olympischen Spiele in einem angespannten internationalen Klima: Nur 80 Länder nahmen dieses Jahr teil, die niedrigste Zahl seit 34 Jahren. Die anderen Länder folgten dem Aufruf zum Boykott der Vereinigten Staaten und des Präsidenten Jimmy Carter, nachdem die Sowjets 1979 in Afghanistan einmarschiert waren. Dreizehn Nationen, darunter auch Frankreich, entschlossen sich zur Teilnahme unter der Olympischen Flagge. Dieses Bild der Eröffnungsfeier zeigt, wie sehr die Ästhetik der sowjetischen Parade der frühen 1980er Jahre, jener des frühen 20. Jahrhunderts ähnelte.

Anti-Doping-Kampagne

"Sport hält gesund. NUR AUF DIESE WEISE!"

Land: Sowjetunion / Jahr:

"Sport hält gesund. NUR AUF DIESE WEISE!" Doping im Sport war nicht das Privileg der Ostblockstaaten des 20. Jahrhunderts. Allerdings war es in den 1950er Jahren Teil der Leichtathletikpolitik in der UdSSR und in ihren Satellitenstaaten, insbesondere durch den Einsatz von anabolen Steroiden. Sowohl das sowjetische Eishockeyteam als auch die Leichtathleten fielen auf. Einen Schritt weiter als jedes andere Land ging die DDR, die für ihre Athleten (Schwimmer, Radfahrer, Leichtathleten und andere) ein komplettes, umfangreiches, wissenschaftliches und politisches Dopingsystem organisierte, um ihre Überlegenheit gegenüber ihren westlichen Konkurrenten zu beweisen, zu einer Zeit als die BDR eine starke Anziehungskraft auf die Ostdeutschen ausübte. Dieses Plakat zeigt sowohl die von der Perestroika angestrebte politische "Transparenz" als auch die übliche Propaganda zu diesem Thema.

Der polnischer Stabhochspringer Kozakiewicz gewinnt Gold und zeigt dem Moskauer Publikum den Mittelfinger.

Im Jahr 1980 war der polnische Stabhochspringer Władysław Kozakiewicz auf dem Höhepunkt seiner sportlichen Karriere.

Land: Sowjetunion / Jahr:

Im Jahr 1980 war der polnische Stabhochspringer Władysław Kozakiewicz auf dem Höhepunkt seiner sportlichen Karriere. Als Inhaber des Weltrekords wurde er als Favorit gesehen, die Olympischen Spiele in Moskau zu gewinnen und er tat dies mit Leichtigkeit, trotz der lautstarken Feindseligkeit des Publikums zur Unterstützung seines sowjetischen Rivalen. Dass er es wagte, im Moment seines Sieges den Mittelfinger zu zeigen, stieß auf mächtigen Anklang, denn es geschah nur wenige Tage vor dem Arbeitnehmerstreik in Polen und der Gründung der Gewerkschaft Solidarność, die bald ihre eigene Feindseligkeit gegenüber dem Kommunistischen Regime zum Ausdruck bringen würde. 1984 floh Władysław Kozakiewicz vor den politischen Unruhen in Polen und zog nach Westdeutschland, wo er seine Sportkarriere weiterverfolgte.

Das Ungarische Olympische Komitee diskutiert den Boykott der Olympischen Spiele in Moskau 1980

Der "Satellitenstaat" Ungarn, der später die Olympischen Spiele in Los Angeles 1984 boykottieren würde, war immer ein sehr aktiver Teilnehmer der Olympischen Sommerspiele ...

Land: Sowjetunion / Jahr:

Der "Satellitenstaat" Ungarn, der später die Olympischen Spiele in Los Angeles 1984 boykottieren würde, war immer ein sehr aktiver Teilnehmer der Olympischen Sommerspiele, besonders im Fechten, worin es viele Titel gewann. Ungarn blieb dem sowjetischen großen Bruder gegenüber loyal, indem es 1980 an den Moskauer Spielen teilnahm – trotz des westlichen Boykotts aus Protest gegen den Einmarsch in Afghanistan.

Die Spartakiaden

Moskau erschuf 1928 die "Spartakiaden" ursprünglich als Konkurrenzveranstaltung zu den Olympischen Spielen.

Land: Tschechoslowakei / Jahr:

Moskau erschuf 1928 die "Spartakiaden" ursprünglich als Konkurrenzveranstaltung zu den Olympischen Spielen. Die "Internationalen Spartakiaden" endeten 1952, aber der Name wurde weiterhin für gymnastische Wettkämpfe verwendet, die alle fünf Jahre stattfanden, vor allem im Strahov-Stadion in Prag, in der Tschechoslowakei, wie dieses Dokument zeigt. Die Mischung aus generationsübergreifender, kollektiver Gymnastik und Paraden vor den Staatsbeamten verdeutlicht einmal mehr, dass die kommunistischen Parteien diese Sportveranstaltungen und Märsche als Symbole der Unterstützung ansahen, die die Bürger auf diese Weise dem Regime und der Ideologie zusicherten.

Der Tschechoslowakische Eishockey WM-Sieg 1985

Eishockeyturniere waren regelmäßig Anlass für die ausgelebte Rivalität zwischen Ost und West, weil die Vereinigten Staaten, Kanada, die UdSSR und die Tschechoslowakei den Sport während des Kalten Krieges dominierten.

Land: Tschechoslowakei / Jahr:

Eishockeyturniere waren regelmäßig Anlass für die ausgelebte Rivalität zwischen Ost und West, weil die Vereinigten Staaten, Kanada, die UdSSR und die Tschechoslowakei den Sport während des Kalten Krieges dominierten. Schweden spielte oft die Rolle des Schiedsrichters. Zwischen 1963 und 1989 gewannen die UdSSR und die Tschechoslowakei 23 von 24 WM-Titel. Darüber hinaus waren die olympischen Finalrunden im Jahr 1956, 1972 und 1980 zwischen den USA und der UdSSR ein symbolisches Echo der indirekten Konfrontation zwischen den beiden Supermächten. Sie zeigten auch die Spannungen innerhalb des kommunistischen Blocks, wie bei der Weltmeisterschaft 1972 zwischen der UdSSR und der Tschechoslowakei, vier Jahre nach der Repression des Prager Frühlings.