Umweltzerstörung

Wirtschaft

Umweltzerstörung

Als Folge der Perestroika und der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl (1986) wuchs die Sorge um die Umwelt in Osteuropa und in der UdSSR während der 1980er Jahren. Bereits ganz am Anfang der Oktoberrevolution im Jahr 1917 kündigte eine der bolschewistischen Ideologien eine industrielle Zivilisation an, die die Natur beherrschen könne. Unter Stalin und seinen Nachfolgern war das bevorzugte Modell das einer Planwirtschaft, die durch intensive, kollektive Landwirtschaft finanziert werden sollte und abhängig war von der Industrialisierung durch gigantische Kombinate, mono-industrielle Städte, große Ingenieurbauprojekte (Dämme, Kanäle, das Umleiten von Flüssen) und durch die Macht des militärisch-industriellen Komplexes. Das Modell der Planwirtschaft sollte die Umwelt eigentlich schonen; im Gegensatz zu der kapitalistischen Wirtschaft, die als schädlich für die Natur dargestellt wurde. In Wirklichkeit stellten die Umweltbelastungen, die von den Behörden lange verschwiegen wurden, ein katastrophales Erbe dar, das sich als nur sehr schwer zu überwinden erwiesen hat. Starke Verschmutzung von Luft, Wasser, Boden und Unterboden durch unkontrollierte Entladung von Industrieabfällen; Infiltration und chemische Verschmutzung durch die Landwirtschaft; nukleare Verseuchung in Sibirien und Tschernobyl; Erschöpfung und Erosion des Bodens; Trockenlegung von Flüssen; die Waldabholzung und Verschmutzung der Meere durch Industrie und Militär. Diese katastrophalen Folgen hatten schwerwiegende Konsequenzen für die Gesundheit: Hohe Kindersterblichkeit, erhöhte Krebsraten und und eine Zunahme von Atemwegserkrankungen, sowie verbreitete zerebrale und körperliche Fehlbildungen.

Themenarchiv

Verschmutzung des Baikalsees

Das größte Süßwasserreservoir der Welt, der Baikalsee, wurde von 1996 bis 2008 durch die Industrieabfälle des Zellstoff- und Papierkombinats von Baikalsk verschmutzt.

Land: Sowjetunion / Jahr:

Das größte Süßwasserreservoir der Welt, der Baikalsee, wurde von 1996 bis 2008 durch die Industrieabfälle des Zellstoff- und Papierkombinats von Baikalsk verschmutzt. Die Wasserverschmutzung, die durch die Industrie (Einleitung von Abwässern, chemischen Produkten, Metallen) und Landwirtschaft (Insektizide, Pestizide), sowie ungereinigtes kommunales Abwasser verursacht wurde, stellt ein weit verbreitetes Phänomen in den Ländern des kommunistischen Blocks dar. Auch der See Lagoda in der UdSSR, die Ostsee, das Schwarze Meer und Flüsse wie den Ob, die Wolga und den Don (UdSSR), die Weichsel und die Oder (Polen), die Elbe (DDR) und die Donau, Osteuropas große internationale Wasserstraße, waren betroffen.

Überprüfen der Strahlenwerte am Metzamor-Atomkraftwerk in Armenien

Metzamor, das in den 1970er Jahren in einer aktiven Erdbebenzone erbaut worden ist, wurde 1988 nach einem Erdbeben stilgelegt und im März 1995 wieder in Betrieb genommen.

Land: Sowjetunion / Jahr:

Metzamor, das in den 1970er Jahren in einer aktiven Erdbebenzone erbaut worden ist, wurde 1988 nach einem Erdbeben stilgelegt und im März 1995 wieder in Betrieb genommen. Die 66 sowjetischen WWER und RBMK (Tschernobyl) Reaktoren, die in Osteuropa und der ehemaligen UdSSR gebaut wurden, werfen ernsthafte Sicherheitsprobleme auf. Dazu zählen das Fehlen einer automatischen Abschaltung im Falle von Erdbeben, sowie Alterungs- und Design-Probleme in den Kühl- und Führungssystemen, insbesondere bei den Anlagen in Kola, die bei einem schweren Sturm im Jahr 1993 beinahe zerstört wurden. Die internationale Gemeinschaft bot Unterstützung bei der Verbesserung ihrer Sicherheitsstandards an.

Das ökologische Bewusstsein wecken

„Die Sowjetbürger müssen die Natur bewahren und ihre Reichtümer schützen"

Land: Sowjetunion / Jahr:

„Die Sowjetbürger müssen die Natur bewahren und ihre Reichtümer schützen" Das Fehlen einer unabhängigen öffentlichen Meinung in den Ostblockländern verhinderte, dass sich ein ökologisches Bewusstsein entwickeln konnte. Die offizielle Propaganda, die Katastrophen vertuschte, konzentrierte sich auf Plakatkampagnen und Nationalparks, die zuerst in den 1950er Jahren in Polen und dann in den 80er Jahren in der UdSSR angelegt wurden. In den späten 70er Jahren wurden die ersten informellen ökologischen Bewegungen ins Leben gerufen, beispielsweise in Polen. In der UdSSR führte die Perestroika und Tschernobyl zu einer gewissen Bewusstseinsbildung sowie zur Gründung der ersten „grünen“ Parteien und Bewegungen im späten 1989 und frühen 1990 in Estland und Litauen und kurz darauf in der Ukraine und Moldawien.

Die Tschernobyl-Liquidatoren

Sowohl Militär- als auch Zivilpersonen aus der ganzen UdSSR waren an der Tschernobyl-Dekontamination beteiligt.

Land: Sowjetunion / Jahr:

Sowohl Militär- als auch Zivilpersonen aus der ganzen UdSSR waren an der Tschernobyl-Dekontamination beteiligt. Sie waren direkt am Standort Tschernobyl tätig, um das Ausmaß der Katastrophe einzugrenzen, die radioaktiven Trümmer aufzuarbeiten, einen Sarkophag um den Reaktor zu bauen oder bis in die 1990er Jahre hinein die Anlage zu reinigen und zu dekontaminieren. Dabei kannten sie weder die Risiken noch wurden sie effektiv vor diesen geschützt. Insgesamt waren etwa 600.000 Menschen an der Dekontamination beteiligt. Die viel diskutierte Zahl der menschlichen Opfer reicht von 47 Verletzten (laut der UN) bis zu fast 60.000 Todesfällen und weiteren 165.000 Menschen mit bleibenden Behinderungen (nach Nichtregierungsorganisationen und anderen Gruppen). Die Behörden hatten zu ihrem Einsatz aufgerufen und hohe Gehälter, Medaillen und Sozialleistungen versprochen.

Die Evakuierung von Prypjat

Die 45.000 stark verstrahlten Einwohner der drei Kilometer vom Kernkraftwerk Tschernobyl entfernten Stadt Prypiat wurden 30 Stunden nach der Katastrophe, von der sie gar nichts wussten, von der Armee evakuiert.

Land: Sowjetunion / Jahr:

Die 45.000 stark verstrahlten Einwohner der drei Kilometer vom Kernkraftwerk Tschernobyl entfernten Stadt Prypiat wurden 30 Stunden nach der Katastrophe, von der sie gar nichts wussten, von der Armee evakuiert. Sie wurden auf prekäre Weise zunächst in die kontaminierten Regionen von Polesskoya umgesiedelt und dann in eine neuere Stadt, Slawutytsch, gebracht. Von Mai bis August wurden mehr als 100.000 Menschen evakuiert, die dann in einem Umkreis von 30 Kilometern um die Anlage lebten und eine pauschale Entschädigung von 4.000 Rubel erhielten. Insgesamt wurden 250.000 Menschen evakuiert. Prypiat ist heute eine Geisterstadt in einer hoch radioaktiven Zone.

Die Baumwollproduktion in Usbekistan

In den frühen 1960er Jahren leiteten sowjetische Behörden die Flüsse Amour-Daria und Syr-Daria, die in den Aralsee führten, um.

Land: Sowjetunion / Jahr:

In den frühen 1960er Jahren leiteten sowjetische Behörden die Flüsse Amour-Daria und Syr-Daria, die in den Aralsee führten, um, damit intensiver und bewässerungsabhängiger Baumwollanbau in den kasachischen und usbekischen Wüsten betrieben werden konnte. Die Wasserfläche reduzierte sich von 68.000 km² im Jahre 1960 auf 17.000 km² im Jahre 2005 und das Meer wurde zu einer Salzwüste. Der hohe Salzgehalt tötete alle dort lebenden Tier- und Pflanzenarten und ruinierte die nahen Fischerhäfen. Der hohe Gehalt an Pestiziden und Insektiziden verursachte einen deutlichen Anstieg der Kindersterblichkeit und Krebsraten.