Ich habe immer noch meine Komsomol-Karte

Autor

Ida Sheck

Ingenieurin
Sowjetunion

Ida Sheck stammt aus einer Familie hochrangiger Sowjets (also Mitglieder der „Nomenklatura”). Sie und ihre Mann Ruben (der ebenfalls Parteimitglied war) sind beide Ingenieure und hatten im Sowjetsystem wichtige Verwaltungsposten inne, die ihnen zahlreiche Vorteile sicherten. Die Shecks standen weit oben auf den Wartelisten für ein Auto oder ein Wochenendhaus. Seit den 1970er Jahren konnten die Shecks regelmäßig ins Ausland reisen, ein einmaliges Privileg für einen Sowjetbürger, und westliche Güter mit nach Hause bringen.

Postkarte

Sowjetunion, Podolsk
37.54; 55.43
Vorderseite, Autor: Ida Sheck
Erster Mai
Der Erste Mai, auch Kampftag der Arbeiterbewegung oder Tag der Arbeit genannt, wurde von 1919 bis 1990 in allen Republiken der Sowjetunion begangen. Jede Stadt und jedes Dorf hielt eine Parade ab, mit Flaggen, die aus Autos geschwenkt wurden, Plakaten und Bannern, roten Ballons für die Kinder und Porträts der Regierenden.
Rückseite, Autor: Ida Sheck
Podolsk, UdSSR, 1. Mai
Zu Sowjetzeiten war Podolsk eines der größten Industriezentren der Oblast Moskau. 1971 erhielt die Stadt den Orden des Roten Banners der Arbeit.
Leningrad
An: H. und Fr. Sheck Leningrad, UdSSR. Ida erhielt am 1. Mai stets viele Postkarten, da dieser Tag nicht nur ein nationaler Feiertag war, sondern auch der Geburtstag ihres Sohnes.
Postkartentext
Liebe Schwester Ida und Familie, ich sende euch die besten Grüße zum Ersten Mai. Ich wünsche euch von Herzen Glück, Gesundheit, Erfolg, Frieden uns alles Gute. Seid geküsst von Mascha.

Persönliche Archive

Nomenklatura

Ida und ihre Familie

Land: Sowjetunion / Jahr:

Ida und ihre Familie. Ida und ihr Mann, beide Ingenieure, gehörten einflussreichen Beamtenfamilien an. Idas Onkel war General der Luftwaffe, und sie arbeitete als Ingenieurin bei einem Flugzeughersteller. Ihr Mann Ruben Shek war ebenfalls als Ingenieur in der Verteidigungsindustrie auf einem Posten mit hoher Sicherheitsfunktion tätig. Sie waren beide Kommunisten, denn eine solche Karriere wäre für Nicht-Parteimitglieder unmöglich gewesen.

Sadovodstvo. Die Kleingartensiedlung

Ida in der Kleingartensiedlung

Land: Sowjetunion / Jahr:

Ida in der Kleingartensiedlung. Mitte der 1980er Jahre verkaufte die Regierung Landparzellen an Stadtbewohner. Hier konnten sie Obst und Gemüse anbauen. Ida und ihr Mann kauften Land in der Nähe eines Sumpfes und bauten eine Datscha, die zu ihrem Lebensunterhalt beitrug und als Landhaus diente. „Gartenbau“ wurde in den 1980er Jahren zu einem Element der Massenkultur, das für viele Menschen das Reisen ersetzte.

Geschenke aus dem Westen

Ida in einem Kleid aus dem Westen.

Land: Sowjetunion / Jahr:

Ida in einem Kleid aus dem Westen. Idas Mann Ruben erhielt für seine Arbeit einen Staatspreis und wurde 1977 mit einem Arbeitsvisum nach Frankreich geschickt. Seinen ersten Besuch in Paris beschreibt er als „emotionales Erdbeben“. Zwischen 1977 und 1978 hielt er sich mehrfach in Frankreich auf und brachte Waren mit nach Hause, die es in der UdSSR nicht gab, hauptsächlich westliche Mode und Stoffe wie Mohair oder Polyester.

Daheim

Ida sitzt am Tisch.

Land: Sowjetunion / Jahr:

Ida sitzt am Tisch. Güterknappheit war ein großes Problem in der UdSSR, und viele Waren waren nur der Elite (der sogenannten „Nomenklatura“) zugänglich, zu der auch Idas Familie gehörte. Dank ihrer Verbindungen konnte Ida auch ausländische Produkte auf dem Schwarzmarkt in Berezka kaufen.

Familie

Familienfoto Anfang der 80er Jahre in Leningrad

Land: Sowjetunion / Jahr:

Familienfoto Anfang der 80er Jahre in Leningrad. Von links nach rechts: Idas Mann, Ida, Lev Fomin, Elena Foman mit Polina Fomina an der Hand und Idas Sohn Ruben. Als Mitglieder der „Nomenklatura“ hatten Ida und ihre Familie verschiedene Privilegien, wie Zugang zu westlicher Mode und bestimmten Restaurants. Sie hatten auch freien Eintritt in Museen und zu besonderen Kulturereignissen, beispielsweise Ausstellungen ausländischer Maler wie Gauguin oder Delacroix.